Vertrauen

Aus dem Vertrauen heraus handeln kann ich dann, wenn ich mich emotional sicher erlebe. Wenn mein Nervensystem im ’social connection and play‘ Modus ‚arbeitet‘, wie Stephen Porges es in seiner Polyvagal-Theorie nennt. Dann erlebe ich natürlicherweise ‚Neugier‘ und ’spielerisches Ausprobieren‘ und die drei Qualitäten nicht-wissen, nicht-kontrollieren und nicht-zwingen zeigen sich dann ‚wie von selbst‘. Sie werden ’spürbar‘ … und mensch in diesem Modus miteinander ‚wirkt‘, dann führt das meiner Erfahrung nach ‚fast unweigerlich‘ dazu, dass es gemeinschaftlich fruchtbar wird.

nicht wissen

Stichworte: Anfängergeist — leer werden — für das Neue und Überraschende öffnen — forschen, erkunden und ausprobieren statt ‚Recht haben‘ und ‚Wissen beweisen‘ — …

Gedichte: Ich suche nicht, ich finde – Pablo Picasso  &  Man muss den Dingen … – Rainer Maria Rilke

Ideen dahinter: Wir können die Zukunft nicht ‚wissen‘ … wir leben in den ‚Nebel des Unbekannten‘ hinein … was ‚werden‘ wird, ist nicht sicher, es ist ungewiss … ja, manches ist wahrscheinlicher, anderes weniger … und der ‚Weg entsteht im Gehen‘ … die ‚Wirklichkeit‘, das was wir von Moment zu Moment als ‚wirkend‘ als ‚Folgewirkung‘ erleben, entsteht von Moment zu Moment neu … auch auf ‚Quanten-Ebene‘ … und ich kann wählen, was ich als nächstes tun will … was ich ausprobieren will … dann tue ich es und erlebe in der Folge ‚Wirkungen‘ … und wenn ich gelegentlich zurück schaue, sehe ich „Wachstumsmarken am Weg“.

Hauptunterscheidungen: bekannt/gewohnt <vs.> frei gewählt  |  SO IST ES! (Recht haben/Wissen beweisen) <vs.> WIE WIRKT ES? (Hypothesen/Annahmen ausprobieren, erforschen)

Typisches Tun: wählen, spielen, erkunden, forschen, …, Wirkung reflektieren, lernen

nicht kontrollieren

Stichworte: Gefühle als Hinweisgeber — alles schwingt — wandeln auf ‚grundlosem Grund‘ — ständiger Wandel — …

Gedichte: Wolle die Wandlung – Rainer Maria Rilke  &  Wildgänse – Mary Oliver

Ideen dahinter: Gefühle als Hinweisgeber … sie kommen, sind da und gehen wieder … in Wellen — alles ändert sich ständig … es ‚halten‘ wollen, bringt das Leid — …

Hauptunterscheidung: kontrollierbare, reversible Ursache-Wirkungs-Beziehungen in der Technik <vs.> nicht kontrollierbare, irreversible Wachstums- und Entwicklungs-Bewegungen im Bereich alles Lebendigen

Typisches Tun: immer wieder neu spüren, lassen, Aufmerksamkeit fokussieren, ausrichten, …, üben

nicht zwingen

Stichworte: Gewaltlosigkeit — radikale Subjektivität — Gleichwürdigkeit — …

Gedichte: Mensch unter Menschen – Richard Beauvais  &   Gemeinsam – Rose Auländer

Ideen dahinter: Biologie des erlebens und bejahens … di:e:n andere:n als ‚legitime:n Andere:n‘ anerkennen — Menschen tun immer, was sie wollen … und jede:r tut jeden Moment das beste, was ihr:m gerade möglich ist — wir sind alle Lernende — …

Hauptunterscheidungen:

  • ‚müssen‘ verbunden mit ‚Schmerz-Androhung‘ bzw. ‚Lust-Verlockung‘ <vs.> ‚gewählt‘ verbunden mit ‚Neugier auf Folgewirkungen‘
  • Regeln als ‚Du-Musst-Gebot‘ (mit ‚Sanktionen‘ bzw. ‚Belohnungen‘) <vs.> ‚Regeln‘ als Beschreibungen was ‚gut funktioniert‘ hat (mit der ‚Verheißung‘: wenn du dies so tust, dann wirst du das so erleben)
  • Erklärungen sagen aus, wie etwas ‚objektiv/tatsächlich/wirklich‘ ist <vs.> Erklärungen als sinn-volle Hypothesen/Beschreibungen, wie die Dinge zusammenhängen und wie es zu Erlebensphänomenen kommt.

Typisches Tun: erlauben, einladen, sich einigen, vereinbaren, freiwillig ver-antworten, …, miteinander tun, gemeinsam erkunden, … dialogisch sprechen, tanzen, singen, …, lieben (im Sinne von bejahen)

Urvertrauen

Auf das ‚alte‘ Wort, Urvertrauen, bin ich im Prozess der Vorbereitung der 7. ACT PRAXIS TAGE gestoßen … während ich versucht habe, in Worte zu fassen, worum es mir wirklich geht: „Ich will, … im Kontakt mit meinem Urvertrauen ins Leben … so wie in gemeinschaftlicher Fruchtbarkeit mit anderen, … immer wieder neu meine ‚Lebendigkeit leben und ggf. regenerieren‘, … für mich selbst, für die Menschen, mit denen ich unterwegs bin und auch für das Große Ganze.“

Dabei benutze ich Urvertrauen jetzt mal als ‚vorläufigen Namen‚ … und andere Menschen nennen dieses ‚konkret erlebbare Phänomen‚ anders. Black Elk nennt es z.B. Den Ersten Frieden … und Thich Nhat Hanh spricht von Buddha-Natur, Nirvana oder Königreich Gottes … und, nebenbei bemerkt: für ihn ist Meditation kein Luxus, sondern gerade in ’schwierigen Zeiten‘ unumgänglich, um handlungsfähig zu bleiben (jetzt ausprobieren). Und seine „16 Übungen des achtsamen Atmens“ führen dazu, dass mensch das ganz konkret erlebt … mit anderen Worten: Dass si:e:r dessen ‚gewahr‘ wird! … und was für ihn ein ‚konkretes Erleben‘ der ‚fließenden Natur alles Lebendigen‚ ist, für das er den Begriff Interbeing (Inter-Sein) geprägt hat (Einen Link zu einem Video in dem Thich Nhat Hanh das beschreibt, schicke ich gern auf Anfrage).

Aus meiner Sicht ist dieses Phänomen das gleiche, das Gunther Schmidt ‚eine sichere Position mit Steuerungsfähigkeit‚ nennt … und er nutzt hauptsächlich Embodiment, um Menschen in dieses Erleben zu begleiten. Ganz ähnlich macht es Siegfried Essen mit seiner autopoietischen Verkörperungsarbeit … und er nennt dieses Erleben, den ‚Fokus auf das Selbst‘.

Mooji nennt es schlicht ‚Isness‚ oder ‚True Self‚ und hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Menschen direkt in diese Erfahrung zu begleiten (z.B. hier in 12 Min. … oder in diesem Video: „Lerne zu beobachten … das ist ein großer Schritt in die Freiheit„). Von ihm ist auch der Satz: Being aware of oneself is the foundation for well-being. When we connect with our awareness, we connect with our true self.“

Und ich schreibe hier davon, weil dieses Erleben für mich die Grundlage meiner Arbeit … und auch die Basis von ACT & Co. ist … und ich verstehe Steven C. Hayes, den Hauptinitiator von ACT, so, dass er dieses Phänomen SELBST-ALS-KONTEXT nennt.

 

Dies ist ein Versuch, das mal ‚in Worte‘ zu fassen … zuletzt aktualisiert am: 15.07.2022