Impathie

WORUM GEHT’S HIER

„Lasse ich mich leben? Oder lebe ich aus meiner ‚atmenden Mitte‘ heraus?“ … wäre vielleicht eine ‚poetische‘ Formulierung der Frage.

Umgangssprachlich klänge es vielleicht so:
„BEMERKE 
ich, was geschieht? ERINNERE ich, was ‚hilfreich‘ wäre? Und TUE ich, was jetzt möglich ist?“

Oder anders: Immer, wenn ich mich SICHER GENUG und FREUNDLICH VERBUNDEN erlebe, mit mir selbst und anderen, während ich zugleich SELBSTBESTIMMT spreche und handle, … dann lebe ich IMPATHISCH SELBSTWIRKSAM.

Und darum, all dies zu fördern, darum geht es hier.

Experiment

Stell dir vor, ein Kind in deiner Nähe kriegt zu hören: „Jetzt hast du das schon wieder nicht hingekriegt, du … !“ oder „Du bist Schuld, dass ich so wütend bin!“ oder auch „Wie du schon wieder aussiehst, … dass du dich nicht schämst!“

Was erlebst du, wenn du dir das ausmalst?
Wenn du dem etwas nachspürst?

Wenn wir mitkriegen, dass jemand anderes etwas ‚emotional Schmerzliches‘ erlebt, dann können wir oft ‚relativ leicht‘ empathisch sein. Das heißt, wir können uns in unser Gegenüber einfühlen und verstehend mitspüren, was sie oder er da gerade erlebt.

IMPATHIE

Dass uns das in Bezug auf uns selbst sooo oft sooo viel ’schwerer‘ fällt, das beobachten viele. Als Stefanie Neubrand Anfang der 2010er Jahre auf der Suche nach einem Thema für ihre Masterarbeit war, stellte sie sich die Frage: „Wie kommt es eigentlich, dass das so ist?“ Damit begann sie dann ihre ‚Forschungen‘ und für das, was vielen von uns hier so oft ‚fehlt‘ bzw. was wir oft ’noch nicht so gut geübt‘ haben, unsere ‚Empathie‘ nach innen zu wenden, dafür hat sie das Wort IMPATHIE geprägt.
Sie schreibt dazu: Impathie ist die Fähigkeit, sich selbst mit einer annehmenden Haltung zu begegnen und sich mit all seinen Teilen, widersprüchlichen Gedanken, Gefühlen usw. wahrzunehmen und zu verstehen, ohne sich dabei von einzelnen Erlebensweisen davontragen zu lassen.“ DIREKTLINK zu mehr ‚Hintergrund‘ am Ende dieser Seite

SELBST-EMPATHIE als Fähigkeit, ist natürlich nicht neu.

Oder anders: Die eigenen Körperempfindungen, Gefühle und Gedanken, also das eigene ‚innere Erleben‘, wahrzunehmen, zu verstehen, wie das alles ‚zusammenhängt‘ und zu fragen: „Wie will ich jetzt und hier mit diesem meinem z.T. auch schmerzlichen Erleben in Beziehung gehen? … wie will ich ihm begegnen? … wie darauf ‚antworten‘?“, diese Fähigkeit wird in den unterschiedlichsten Kulturen, Weisheitslehren und spirituellen Traditionen seit hunderten, teils tausenden Jahren gelehrt und geübt.

Was neu ist, und was mich persönlich begeistert, ist, dass Stefanie Neubrand ein so ‚genial treffendes Wort‘ für diese Fähigkeit geprägt hat. Und, dass sie die wesentlichen Aspekte/Schritte/Qualitäten dieses Erlebens-Phänomes (WAHRNEHMEN – META-POSITION – ANNEHMENDE HALTUNG – VERSTEHEN) unterschieden und beschrieben hat. Damit können die Wechselwirkungen der unterschiedlichen Aspekte ‚menschlicher Innenschau‘ endlich empirisch untersucht, erkundet und ‚wissenschaftlich‘ beschrieben werden.

Für mich öffnet das Wort IMPATHIE aber vor allem die Möglichkeit, diese Fähigkeit ‚im Alltag besprechbar‚ und für einen JA-PROZESS im Miteinander nutzbar zu machen, … so dass wir uns häufiger ‚verbunden im Kontakt‚ erleben können, … denn: „What makes something better, is CONNECTION!“ ~ Brené Brown (z.B. im Video oben) ~

Damit wird IMPATHIE für mich zum ‚Schlüssel-Begriff‘ auf dem Weg hin zu INNEN-KNOW-HOW FÜR ALLE.

Und wenn ich die 4 Aspekte der IMPATHIE mit Verben benenne, … dann werden 4 Schritte daraus, … die mensch dann leichter ausprobieren bzw. lernen und üben kann.

BEMERKEN
– wahrnehmen/mitkriegen/erleben, was jetzt und hier in mir ‚passiert‘ –

BEJAHEN
– freundlich mitfühlend anerkennen: „Ja, so passiert es gerade in mir!“ –

BEOBACHTEN
– mit ‚etwas Abstand‘ schauen, wie es sich ‚entwickelt und verändert‘ –

BEGREIFEN
– verstehen, wie dieses ‚Erleben‘ gerade ‚entstanden‘ ist, welche ‚Lern-Geschichte‘ es hat und wie es ’sich entwickelt‘ hat –

Zusammen mit Schritt 1. und 2. aus dem ACT-Kontext,

NEU BEWERTEN
– Immer wieder neu fragen: „Welche Wirkung erlebe ich? … hier? … jetzt? … in mir?“, „Welche Möglichkeiten finde ich, darauf zu ‚antworten‘?“ und „Was wird vermutlich jeweils folgen? Für mich? .. für andere? … kurzfristig? … langfristig? … für meine Kinder und Enkel?“ … dann EINE MÖGLICHKEIT WÄHLEN … und wieder …

NEU BEWEGEN
… hier und jetzt mit ‚Hirn, Herz und Hand‘ (mental, emotional und körperlich) etwas neu machen/tun/ausprobieren –

wird daraus eine 6b-Formel für L(i)ebendigkeit:

  •  bemerken +> bejahen +> beobachten +> begreifen +> neu bewerten +> neu bewegen = l(i)ebendig leben

Und in den Angeboten von ACT PRAXIS geht es dann genau darum:
IMPATHIE konkret ausprobieren, … die ‚befreiende‘ und zugleich ‚verbindende‘ Wirkung unmittelbar erleben und reflektieren, … so, die Fähigkeit entwickeln ‚Schmerzlichem‘ impathisch zu begegnen (s. Grafik o.) … und dadurch ‚frei‘ zu werden Situationen und Erleben ’neu zu bewerten‘ … und dann, ‚Neues‘ auszuprobieren. Dabei wird die eigene Einzigartigkeit wieder spürbar und die L(i)ebendigkeit ’sprudelt‘ wieder.

Online-Gespräch anfragen.

Wie lernen und üben wir IMPATHIE, wenn wir uns treffen?

Zum Beispiel in einem Online-Einzelgespräch zur Impathie? … oder in einem der kommenden Workshops?

In einem sicheren und geschützten Rahmen und auf der Grundlage von ‚bedingungsloser Freiwilligkeit‘, schauen wir, wie wir in eine offene und annehmende Haltung kommen … fühlen uns von dort aus in uns ein … und erleben so, wie ‚beruhigend‘ und zugleich ‚befreiend‘ es wirkt, wenn wir auf diese Weise ‚freundlich‘ mit uns selbst ‚in Kontakt‘ gehen … und einander von dem ‚dort, innen‘ Gefundenen erzählen.

Vor allem aber erkunden, entdecken bzw. erforschen wir, wie wir Impathie im Alltag ganz praktisch und konkret leben und kultivieren können.

Mit Blick auf die Wünsche/Kapazitäten/Interessen/Bedürfnisse, die Vorerfahrungen und die konkreten Anliegen der in einem Treffen Beteiligten, entscheiden wir gemeinsam (in einem JA-Prozess) welche Themen wir stärker fokussieren und welche weniger:

  • Impathie mittels Embodiment-Übungen und Verkörperungs-Experimenten forschend ausprobieren und erkunden … und direkt die Wirkung erleben.
  • Wie unterscheiden sich Impathie, Empathie und Mitgefühl in diesem Konzept?
  • Was, wenn ich Impathie aus Sicht der Polyvagal-Theorie betrachte? Oder anders: Wie beeinflussen die vier Modi unseres ‚freundlichen Nervensystems‘ (freudig in Kontakt gehen, unsicher fliehen, wütend kämpfen, hilflos erstarren) meine Impathie?
  • Wie ermöglicht Impathie, ‚unerledigte‘ Erfahrungen/Gefühle/Schmerz-Erinnerungen aufzuräumen/zu integrieren und damit, als starr/hindernd/blockierend erlebte ‚Bindungen‘ daran zu ‚lösen‘?
  • Impathie als ‚Voraussetzung/Vorarbeit‘ von Authentizität, Integrität und Mitgefühl erfahren.
  • Alltagstaugliche Methoden, Tricks und Life-Hacks direkt ausprobieren … z.B. „Schreiben hilft“, „20-Minuten-Anker mit Echo-Effekt“ oder auch „time-IN statt Time-Out“

Bei allem vernetzen wir die Ideen des Impathie-Konzepts mit Erfahrungen auf vielen unterschiedlichen ‚Ebenen‘ und ‚begreifen‘ diese Fähigkeit, indem wir sie ‚körperlich erleben‘.

Mögliche Lernerfahrungen/Erkenntnisse zur IMPATHIE

  • Impathische Einfühlung in mich selbst kann ich lernen … und sie ist eine wichtige Voraussetzung, um mich ‚verbunden-im-Kontakt‘ zu erleben.
  • UND: Meine ‚gelernten Schmerz-Reaktions-Muster‘ werden immer ’schneller und stärker‘ sein, … zunächst deutlich … und auf Dauer min. 0,5 Sekunden..
  • DENN: Für unsere Autonomen Nervensysteme sind ‚vorgestellte Bedrohungen‘ genauso ‚wirklich, real bzw. wirksam‘ wie ‚konkrete Bedrohungen‘ hier und jetzt in diesem Augenblick.
  • Impathie, Empathie und Mitgefühl mit sich selbst und anderen sind klar unterscheidbar, … auch von Response-Ability und Psychischer Flexibilität (Hauptfokus von ACT) … und alles miteinander fördert unsere L(i)ebendigkeit.
  • Alle Verkörperungsübungen zur Impathie folgen den gleichen ‚Wirk-Prinzipien‘.
  • ACT kann als Open-Source-Sammlung von Ideen und Vorgehensweisen auch ein Impathie-Training fördern.
Online-Gespräch anfragen.

Hintergrundinfos, Podcasts und Videos zur IMPATHIE

Nach gut zehn Jahren Forschung und einer Dissertation zur IMPATHIE an der Uni Basel in 2022, forscht und lehrt Dr. Stefanie Neubrand, die Urheberin des Wortes und des wissenschaftlichen Konzepts, inzwischen als Professorin für Psychologie an der Uni Heidelberg. Außerdem begleitet sie Menschen in ihrer privaten Praxis als Psychotherapeutin, … hält Vorträge … und bietet gelegentlich auch Impathie-Trainings für ‚Fachpersonal‘ an.

Ich bin auf das Wort Impathie zum ersten mal Anfang 2023 aufmerksam geworden über Stefanies sysTelios-Interview „Impathie als psychologisches Konzept“ (Links zum Podcast vom Dez. 2022 auf: SpotifySoundcloud — sysTelios-Podcasts). Ich war spontan begeistert, weil ich damit ein Wort für etwas habe, was ich seit langem für mich selbst praktiziere. Und mit diesem ‚Konzept‘ kann ich es jetzt noch ‚klarer‘ vermitteln. Direkt praktisch ausprobieren kannst du die „Impathie-Trance – Raum für Selbstbegegnung“ von ihr (z.B. auf: SpotifySoundcloud — sysTelios-Podcasts)

Dieses Video-Interview auf YouTube Dr. Stefanie Neubrand im Gespräch mit Sebastian Mauritz vom April 2023 gibt ebenfalls einen guten Überblick. Mit einem leichten Fokus auf die menschliche Resilienz beschreibt Stefanie alle Aspekte der Impathie auf, aus meiner Sicht, leicht verständliche Weise … veranschaulicht vieles auch mit Gesten … und die Qualität der Impathie wird auch im Miteinander der beiden deutlich.

Informativ und leicht nachvollziehbar finde ich auch den Podcast HAH #58 – Was ist Impathie? vom Juni 2023 zusammen mit HAH#59 – Wie werde ich impathisch? vom Juli 2023. Im ersten Podcast gibt Dr. Stefanie Neubrand einen aus meiner Sicht leicht verständlichen Überblick … und im Zweiten wird es dann praktisch.

Englischsprachige ‚Quellen‘

The Video-Interview on YouTube „Impathy, Self-Empathy, Self-Compassion: How do they relate?“ between Dr. Stefanie Neubrand and Edwin Rutsch from Dec. 2022 has brought me valuable insights and is full of ‚hacks, hints and tricks‘.

Also online accessible is her doctoral thesis „The missing construct: Impathy – Conceptualization, operationalization, and clinical considerations“ (Basel, 2021).

And in the paper „The missing construct: Impathy“ on Frontiers in Psychology (06.10.2022) all sources and references are linked, so that this work can be a ‚fountain of inspiration‘.

 

Seite aktualisiert am: 08.04.2024