Die Fragen stellte Dr. med. Marie Christine Dekoj
Marie Christine Dekoj: Jan, wenn du an die ACT PRAXIS Tage (APT) denkst, was fällt dir als erstes ein?
Jan Martz: Als erstes fallen mir Begriffe wie Gemeinschaft, Vielfalt, Freiheit, Spaß, Experimentieren ein. Das Besondere an den APT ist für mich, zum einen die Prozessorientierung, dass im Miteinander Neues entsteht … aber auch, dass sich die Möglichkeit bietet, neue Menschen kennen zu lernen … gemeinsam kreativ zu sein. Gut gefällt mir auch, dass die Zeit ein bisschen so ist, wie Ferien. Es geht nicht nur um das Arbeiten, sondern die Zeit verläuft ein wenig urlaubsartig, d.h. man ist in einer Gemeinschaft an einem schönen Ort, lebt und isst dort gemeinsam.
MCD: Was ist dir an den APT besonders wichtig?
JM: Besonders wichtig ist mir die Vernetzung bei den APT. Ich hoffe und wünsche mir, dass sich die APT zu einer Institution entwickeln. Die Vernetzung ist für die ACT Community so wichtig, aber auch so schwierig zu bewerkstelligen, da wir alle an so verschiedenen Orten leben und arbeiten. Ich freue mich sehr, dass wir hier einmal im Jahr zusammen kommen und beieinander sein können. Und das eben ohne eine strenge Tagesordnung absolvieren zu müssen. In den APT steckt eine Balance zwischen Arbeit, Lernen Freizeit und Freundschaft. Alles hat Platz.
MCD: Was waren ‚besondere ACT-Momente‘ für dich, bei den letzten APT?
JM: Ein besonderer ACT-Moment war für mich zum Beispiel die Diskussion mit Maarten Aalberse über die Polyvagal-Theorie und wie diese mit dem funktionalen Kontextualismus kompatibel ist. Mich berührt aber auch, wenn ich sehe, wie jüngere bzw. noch nicht so lange bekannte Kollegen, sich einbringen; wie die Kreativität auch außerhalb des Kreises fortgesetzt wird, den ich selber mit aufgebaut habe. Diese Weiterentwicklung freut mich einfach.
Besonders wertvoll für mich war auch, wie das Wandgemälde (s. Bild ganz oben) entstanden ist. Es war nicht von vornherein bestimmt, in welche Richtung es geht, es hat sich einfach im Prozess entwickelt. Aus Einzelteilen ist ein Gesamt-Kunst-Werk entstanden. Dies steht symbolisch insgesamt für die Arbeit mit ACT. Nicht die Anwendung einer bekannten Methode, sondern der gemeinsame Prozess, das Erfahren von Verhaltensweisen, die uns inspirieren und motivieren, steht im Vordergrund.
MCD: Was ist anders bei den APT, verglichen mit herkömmlichen Konferenzen?
JM: Hier finde ich wichtig, dass in den APT Platz ist für Persönliches, für Verletzlichkeit, für die eigenen ACT-Prozesse. Es darf so sein wie es ist. Es geht eben nicht darum, zu zeigen, wie toll man ist, sondern wir versuchen ACT zu leben. Die APT sind ein Ort, wo alte Hasen und noch unerfahrenere Kollegen gleichermaßen zeigen können, wie sie arbeiten und in Austausch treten können. Es ist eine Begegnung auf Augenhöhe und nicht eine Lehrstunde, in der die Erfahrenen zeigen, wie man es macht.
MCD: Was wünscht du den APT?
JM: Ich hoffe, dass die APT weiterhin beweglich bleiben und ich wünsche ihnen, dass sie wachsen und sich entwickeln und zu einem festen Bestandteil in der ACT-Community werden.