… ist ‚Empathie für mich selbst‘ und die Schlüssel-Fähigkeit zu Selbst-Mitgefühl und mitfühlender Response-Ability.
WORUM GEHT ES HIER?
Schmerzlichem impathisch zu begegnen ist ‚kontra-intuitiv‘, weil wir es von klein auf ‚anders‘ lernen. Zugleich ist ‚innehalten‘ und ‚bejahen, was jetzt und hier in mir passiert‘, der erste Schritt aus dem ‚Käfig‘ meiner Gewohnheiten.
Und, je geübter ich darin bin, mich impathisch selbst zu bejahen und zu regulieren, … desto freier bin ich, zu wählen, was ich ‚wichtig machen‘ will … und desto schneller kann ich nach einem ‚Schrecken, Schmerz oder Streit‘ wieder ‚offen, emphatisch und mitfühlend‘ in Kontakt gehen; mit meinem Partner, meiner Partnerin, mit Kollegen und Freunden … wie auch mit meinen Kindern, so wie deren Kindern … oder auch mit Kindern die ich ‚begleite‘.
Gerade im Umgang mit Kindern ist es wichtig, dass wir uns bzw. unser Nerven-System selbst beruhigen können. Denn als ’sozial lernende Wesen‘ brauchen sie ’sicheren Kontakt‘, um sich gesund zu entwickeln. Und das noch in viel stärkerem Maße, wie wir ‚erwachsene Menschen‘ sichere, kooperative & wohlwollende Beziehungen für unser eigenes ‚alltägliches Wohl‘ brauchen.
Außerdem ermöglichen wir ihnen damit, dass sie diese Fähigkeit frühzeitig ‚kopierend‘ von uns lernen können, … dass sie so ‚früh‘ den Weg in ‚Freiheit & Selbstbestimmung‘ finden … und, und dass sie letztlich weniger ’schmerzliche/toxische/ungesunde‘ Denk-, Fühl- und Verhaltens-Muster an ihre Kinder weiter geben.
Und das Gute ist: Auch wenn wir das selbst als Kinder nicht gelernt haben, … wenn wir das wollen, können wir Impathie bis ins hohe Alter ’nachlernen‘. Das weiß ich aus eigener Erfahrung … und erlebe es immer wieder mit den Menschen, die ich begleite.
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Experiment I
Stell dir vor, ein Kind in deiner Nähe kriegt zu hören: „Jetzt hast du das schon wieder nicht hingekriegt, du … !“ oder „Du bist Schuld, dass ich so wütend bin!“ oder auch „Wie du schon wieder aussiehst, … dass du dich nicht schämst!“
Was erlebst du, wenn du dir das ausmalst?
Wenn du dem etwas nachspürst?
Wenn wir mitkriegen, dass jemand anderes etwas ‚emotional Schmerzliches‘ erlebt, dann können wir oft ‚relativ leicht‘ empathisch sein. Das heißt, wir können uns in unser Gegenüber einfühlen und verstehend mitspüren, was sie oder er da gerade erlebt … und ggf. mitfühlend handeln.
IMPATHIE
IMPATHIE ist wie Empathie für mich selbst. Mit IMPATHIE ‚erinnere‘ ich mich an meine BOZOhaftigkeit. So kann ich mich selbst und andere immer wieder neu bejahen, … gerade auch nach Momenten/Phasen von Scham/Schmerz/Schrecken/Schuld & Co, in denen mein ‚freundliches Nervensystem‘ mich vor ‚Schlimmerem‘ bewahren/schützen/warnen wollte. Und ich kann auch immer wieder neu annehmen/erleben/spüren, wenn mich andere ‚bejahen‘.
Mit anderen Worten:
IMPATHIE fördert bzw. unterstützt, dass wir unseren ’sicheren Ort‘ kennen, … dass wir dort ‚hin gehen‘ können (uns selbst regulieren) … und dass wir dort spüren, wie wir ‚innen weiter‘ werden (in den ‚grünen‘ Modus kommen) … und so Zugang zu Selbst-Mitgefühl und Selbst-Vergebung finden … und in der Folge wirkliche Verbindung erleben können. WENN wir das wollen.
WO BIN ICH MIT MEINER AUFMERKSAMKEIT?
Das ist dabei die zentrale Frage. Und: „Bejahe ich das, was ICH jetzt hier in mir erlebe/sehe/spüre?“
Handlungsorientiert
… klänge es vielleicht so: „BEMERKE ich, was geschieht? ERINNERE ich, was ‚hilfreich, lebensdienlich bzw. nährend‘ wäre? Und TUE ich, was jetzt möglich ist?„
Kurz zusammengefasst:
Wenn ich IMPATHISCH innehalte und mich SICHER GENUG erlebe, wird auf biologischer Ebene mein ‚freundliches Nervensystem‚ für mich aktiv. Ich ‚öffne‘ mich, komme IN KONTAKT, mit mir selbst und mit anderen und kann zugleich SELBSTBESTIMMT sprechen und handeln. So erlebe ich mich ‚gleichzeitig‘ VERBUNDEN IM KONTAKT, FREI und SELBSTWIRKSAM. … und trainiere meine RESPONSE-ABILITY
Und all dies ’spielerisch‘ auszuprobieren, … es zu erleben / entwickeln / fördern / lernen / üben / vertiefen, … darum geht es hier.
IMPATHIE
Dass uns Empathie für andere oft viel ‚leichter‘ fällt, wie ein ‚wohlwollendes Einfühlen‘ in uns selbst, das kennen viele. Als Stefanie Neubrand Anfang der 2010er Jahre auf der Suche nach einem Thema für ihre Masterarbeit war, stellte sie sich die Frage: „Wie kommt es eigentlich, dass das so ist?“ Damit begann sie dann ihre ‚Forschungen‘ und für das, was vielen von uns hier so oft ‚fehlt‘ bzw. was wir oft ’noch nicht so gut geübt‘ haben, unsere ‚Empathie‘ nach innen zu wenden, dafür hat sie das Wort IMPATHIE geprägt.
Sie schreibt dazu: „Impathie ist die Fähigkeit, sich selbst mit einer annehmenden Haltung zu begegnen und sich mit all seinen Teilen, widersprüchlichen Gedanken, Gefühlen usw. wahrzunehmen und zu verstehen, ohne sich dabei von einzelnen Erlebensweisen davontragen zu lassen.“ DIREKTLINK zu mehr ‚Hintergrund‘ am Ende dieser Seite
Experiment II
IMPATHIE = Selbst-Empathie …
… und Selbst-Empathie ist natürlich ’nicht neu‘.
Die eigenen Körperempfindungen, Gefühle und Gedanken, also das eigene ‚innere Erleben‘, wahrzunehmen, zu verstehen, wie das alles ‚zusammenhängt‘ und zu fragen: „Wie will ich jetzt und hier mit diesem meinem z.T. auch schmerzlichen Erleben in Beziehung gehen? … wie will ich ihm begegnen? … wie darauf ‚antworten‘?“, diese Fähigkeit wird in den unterschiedlichsten Kulturen, Weisheitslehren und spirituellen Traditionen seit hunderten, teils tausenden Jahren gelehrt … und wird auch in einigen ‚Bereichen der Psychologie‘ geübt.
Was neu ist, …
… und was mich persönlich begeistert, ist, dass Stefanie Neubrand ein so ‚genial treffendes Wort‚ für diese Fähigkeit geprägt hat. Und, dass sie die wesentlichen Aspekte/Schritte/Qualitäten dieses Erlebens-Phänomes (WAHRNEHMEN – ANNEHMENDE HALTUNG – META-POSITION – VERSTEHEN) unterschieden und beschrieben hat. Damit können die Wechselwirkungen der unterschiedlichen Aspekte ‚menschlicher Innenschau‘ endlich empirisch untersucht, erkundet und ‚wissenschaftlich‘ beschrieben werden.
Für mich öffnet das Wort IMPATHIE aber vor allem die Möglichkeit, diese Fähigkeit im Alltag besprechbar und für ein gelingenderes Miteinander nutzbar zu machen, … so dass wir uns häufiger verbunden im Kontakt‚erleben können. Oder wie Brené Brown es immer wieder auf den Punkt bringt (z.B. im Video oben): „What makes something better, is CONNECTION!“
Damit wird IMPATHIE für mich persönlich zum ‚Schlüssel-Begriff‘ auf dem Weg hin zu INNEN-WELT-KARTEN und LEBENS-KNOW-HOW für ALLE.
6b-FORMEL … oder: „Das Geheimnis des L(i)ebens“
Und wenn ich die 4 Aspekte der IMPATHIE mit Verben benenne, … dann werden 4 Schritte daraus, … die mensch dann leichter ausprobieren bzw. lernen und üben kann.
BEMERKEN
– wahrnehmen/mitkriegen/erleben, was jetzt und hier in mir ‚passiert‘ –
BEJAHEN
– freundlich mitfühlend anerkennen: „Ja, so passiert es gerade in mir!“ –
BEOBACHTEN
– mit ‚etwas Abstand‘ schauen, wie es sich ‚entwickelt und verändert‘ –
BEGREIFEN
– verstehen, wie dieses ‚Erleben‘ gerade ‚entstanden‘ ist, welche ‚Lern-Geschichte‘ es hat und wie es ’sich entwickelt‘ hat –
Zusammen mit Schritt 1. und 2. aus dem ACT-Kontext,
NEU BEWERTEN
– Immer wieder neu fragen: „Welche Wirkung erlebe ich? … hier? … jetzt? … in mir?“, „Welche Möglichkeiten finde ich, darauf zu ‚antworten‘?“ und „Was wird vermutlich jeweils folgen? Für mich? .. für andere? … kurzfristig? … langfristig? … für meine Kinder und Enkel?“ … dann EINE MÖGLICHKEIT WÄHLEN … und wieder …
NEU BEWEGEN
… hier und jetzt mit ‚Hirn, Herz und Hand‘ (mental, emotional und körperlich) etwas neu machen/tun/ausprobieren –
wird daraus eine 6b-Formel für L(i)ebendigkeit:
- bemerken +> bejahen +> beobachten +> begreifen +> neu bewerten +> neu bewegen = l(i)ebendig leben
Und in den Angeboten von ACT PRAXIS geht es dann genau darum:
IMPATHIE konkret ausprobieren, … die ‚befreiende‘ und zugleich ‚verbindende‘ Wirkung unmittelbar erleben und reflektieren, … so, die Fähigkeit entwickeln ‚Schmerzlichem‘ impathisch zu begegnen (s. Grafik o.) … und dadurch ‚frei‘ zu werden Situationen und Erleben ’neu zu bewerten‘ … und dann, ‚Neues‘ auszuprobieren. Dabei wird die eigene Einzigartigkeit wieder spürbar und die L(i)ebendigkeit ’sprudelt‘ wieder.
Selbst probieren
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Wie erleben, lernen und üben wir IMPATHIE?
Die Idee „Wir sind alle BOZOs im gleichen Bus!“ bringt es für mich auf den Punkt.
Oder, mit anderen Worten: In einem sicheren und geschützten Rahmen … und auf der Grundlage von ‚bedingungsloser Freiwilligkeit‘, … schauen wir, wie wir in eine offene und annehmende Haltung kommen … fühlen uns von dort aus in uns ein … und erleben so, wie ‚beruhigend‘ und zugleich ‚befreiend‘ es wirkt, wenn wir auf diese Weise ‚freundlich‘ mit uns selbst ‚in Kontakt‘ gehen, … einander von dem ‚dort, innen‘ Gefundenen erzählen … und uns damit gehört erleben.
Hinzu kommt, dass wir erkunden, entdecken bzw. erforschen, wie wir IMPATHIE im Alltag ganz praktisch und konkret leben und kultivieren können.
Mit Blick auf die Wünsche/Kapazitäten/Interessen/Bedürfnisse, die Vorerfahrungen und die konkreten Anliegen der in einem Treffen Beteiligten, entscheiden wir gemeinsam (in einem JA-Prozess) welche Themen wir stärker fokussieren und welche weniger:
- Impathie mittels Embodiment-Übungen und Verkörperungs-Experimenten forschend ausprobieren und erkunden … und direkt die Wirkung erleben.
- Wie unterscheiden sich Impathie, Empathie und Mitgefühl in diesem Konzept?
- Was, wenn ich Impathie aus Sicht der Polyvagal-Theorie betrachte? Oder anders: Wie beeinflussen die vier Modi unseres ‚freundlichen Nervensystems‘ (freudig in Kontakt gehen, unsicher fliehen, wütend kämpfen, hilflos erstarren) meine Impathie?
- Wie ermöglicht Impathie, ‚unerledigte‘ Erfahrungen/Gefühle/Schmerz-Erinnerungen aufzuräumen/zu integrieren und damit, als starr/hindernd/blockierend erlebte ‚Bindungen‘ daran zu ‚lösen‘?
- Impathie als ‚Voraussetzung/Vorarbeit‘ von Authentizität, Integrität und Mitgefühl erfahren.
- Alltagstaugliche Methoden, Tricks und Life-Hacks direkt ausprobieren … z.B. „Schreiben hilft“, „20-Minuten-Anker mit Echo-Effekt“ oder auch „time-IN statt Time-Out“
Bei allem vernetzen wir die Ideen des Impathie-Konzepts mit Erfahrungen auf vielen unterschiedlichen ‚Ebenen‘ und ‚begreifen‘ diese Fähigkeit, indem wir sie ‚körperlich erleben‘.
Mögliche Lernerfahrungen/Erkenntnisse zur IMPATHIE
- Impathische Einfühlung in mich selbst kann ich lernen … und sie ist eine wichtige Voraussetzung, um mich ‚verbunden-im-Kontakt‘ zu erleben.
- UND: Meine ‚gelernten Schmerz-Reaktions-Muster‘ werden immer ’schneller und stärker‘ sein, … zunächst deutlich … und auf Dauer min. 0,5 Sekunden..
- DENN: Für unsere Autonomen Nervensysteme sind ‚vorgestellte Bedrohungen‘ genauso ‚wirklich, real bzw. wirksam‘ wie ‚konkrete Bedrohungen‘ hier und jetzt in diesem Augenblick.
- Impathie, Empathie und Mitgefühl mit sich selbst und anderen sind klar unterscheidbar, … auch von Response-Ability und Psychischer Flexibilität (Hauptfokus von ACT) … und alles miteinander fördert unsere L(i)ebendigkeit.
- Alle Verkörperungsübungen zur Impathie folgen den gleichen ‚Wirk-Prinzipien‘.
- ACT kann als Open-Source-Sammlung von Ideen und Vorgehensweisen auch ein Impathie-Training fördern.
Hintergrundinfos, Podcasts und Videos zur IMPATHIE
Die Urheberin des Wortes IMPATHIE ist Dr. Stefanie Neubrand. Nach gut zehn Jahren Forschung an der Uni Basel und einer abschließenden Dissertation in 2022 über ein wissenschaftliches Konzept zur IMPATHIE, forscht und lehrt sie inzwischen als Professorin für Psychologie an der Uni Heidelberg. Außerdem begleitet sie Menschen in ihrer privaten Praxis als Psychotherapeutin, … hält Vorträge … und bietet gelegentlich auch Impathie-Trainings für ‚Fachpersonal‘ an.
Ich bin auf das Wort Impathie zum ersten mal Anfang 2023 aufmerksam geworden über Stefanies sysTelios-Interview „Impathie als psychologisches Konzept“ (Links zum Podcast vom Dez. 2022 auf: Spotify — Soundcloud — sysTelios-Podcasts). Ich war spontan begeistert, weil ich damit ein Wort für etwas habe, was ich seit langem für mich selbst praktiziere. Und mit diesem ‚Konzept‘ kann ich es jetzt noch ‚klarer‘ vermitteln. Direkt praktisch ausprobieren kannst du die „Impathie-Trance – Raum für Selbstbegegnung“ von ihr (z.B. auf: Spotify — Soundcloud — sysTelios-Podcasts)
Dieses Video-Interview auf YouTube Dr. Stefanie Neubrand im Gespräch mit Sebastian Mauritz vom April 2023 gibt ebenfalls einen guten Überblick. Mit einem leichten Fokus auf die menschliche Resilienz beschreibt Stefanie alle Aspekte der Impathie auf, aus meiner Sicht, leicht verständliche Weise … veranschaulicht vieles auch mit Gesten … und die Qualität der Impathie wird auch im Miteinander der beiden deutlich.
Informativ und leicht nachvollziehbar finde ich auch den Podcast HAH #58 – Was ist Impathie? vom Juni 2023 zusammen mit HAH#59 – Wie werde ich impathisch? vom Juli 2023. Im ersten Podcast gibt Dr. Stefanie Neubrand einen aus meiner Sicht leicht verständlichen Überblick … und im Zweiten wird es dann praktisch.
Englischsprachige ‚Quellen‘
The Video-Interview on YouTube „Impathy, Self-Empathy, Self-Compassion: How do they relate?“ between Dr. Stefanie Neubrand and Edwin Rutsch from Dec. 2022 has brought me valuable insights and is full of ‚hacks, hints and tricks‘.
Also online accessible is her doctoral thesis „The missing construct: Impathy – Conceptualization, operationalization, and clinical considerations“ (Basel, 2021).
And in the paper „The missing construct: Impathy“ on Frontiers in Psychology (06.10.2022) all sources and references are linked, so that this work can be a ‚fountain of inspiration‘.
Seite aktualisiert am: 10.12.2024